Im Vorfeld machte ich mir so meine Gedanken, wie man denn, ohne im Auto zu sitzen, die Zeit sinnvoll nutzen könnte. Also Handy in die Hand, Vera angerufen, und nachgefragt, ob ich sie am Posten unterstützen darf. So kam es dann auch. Freundlicherweise durfte ich als „Anwärter Streckenposten“ an diesem Tag an Posten 200a, einem für Aktive recht interessanten Posten (wobei das nur Zufall war), fungieren. Nach 16 Jahren Pause eine tolle und interessante Geschichte. Streckenposten war ich über 10 Jahre lang, dann aber auf die aktive Seite gewechselt, und seitdem auch nicht mehr. Dennoch waren die „Basics“ Gott sei Dank noch vorhanden. Trotz meiner Vorerfahrungen ließ es Vera sich nicht nehmen, mich im Detail auf die anstehende Arbeit vorzubereiten, sprich, wo ich stehen darf, wie ich die Flagge richtig schwenke und worauf es zu achten gilt (z.B. bei Fahrzeugen der Streckensicherung, anstehenden Gefahren etc.). Die Vorbereitung war super und Vera eine perfekte Lehrerin. Man kann als Aktiver wirklich sehr stolz darauf sein, solche tollen Mädels und Jungs seine eigene Sicherheit anvertrauen zu dürfen. Die machen das mega und stehen nicht nur für sich alleine da, denn alle Posten des Abschnitt 17 und wahrscheinlich auch alle anderen Posten der übrigen Abschnitte sind untereinander mit Funkgeräten vernetzt. So wird im Detail abgesprochen, wie Gelbphasen aufgebaut werden, sprich welcher Posten welche Flagge zeigt, besprochen, wenn Fahrzeuge der Streckensicherung in den Abschnitt einfahren, oder bis wo Schmutzflaggen zu zeigen sind. Rundum üben alle Beteiligten den Job äußerst professionell und gewissenhaft aus. Ich war begeistert! Zumindest von den Posten, weniger von der Nürburgring GmbH, den Teilnehmern an der GLP und auch nicht von den Fahrzeugen der Streckensicherung, dazu aber später mehr.
Kommen zunächst kurz zur Nürburgring GmbH:
1.) Wie kann es eigentlich sein, dass Posten, die 10 Stunden am Stück oder länger ihre Arbeit nahezu ohne Pause EHRENAMTLICH verrichten müssen bzw. WOLLEN, kein Dixi zur Verfügung gestellt bekommen? Jetzt stehen wir da, sind im Radius von 300 Metern sehr gut sichtbar und haben einen hohen Anteil Mädels an den Posten. Was zum Henker soll das? Soll die Lösung sein, möglichst wenig bei Hitze zu trinken? Ich fasse es nicht! So wundert es auch wenig, dass Streckenposten wegbleiben oder schlicht gar nicht mehr nachrücken, weil man das Gefühl bekommt, da als ungewolltes Nebenwerk zu agieren. Unfassbar!!! Also, liebe Nürburgring GmbH: Guckt gefälligst, dass da (natürlich saubere) Toiletten hinkommen, und zwar asap!
2.)
Ich finde es mega, dass auch die Strecke sich immer weiterentwickelt. So hat man z.B. eigens für die Mülltonnen
ein betoniertes Podest gebaut… für die Mülltonnen….
Soll ich euch verraten, wo die Posten stehen? Zum Teil in 1 Meter hohem Gras (führt dazu, dass, falls mal eine Flagge runterfällt, diese keiner mehr findet), wenn es regnet im Schlamm oder da, wo
wir gestanden haben, schräg im Schutt. Super! Nach 4 Stunden war ich durch, da machte der Rücken dicht. Also liebe Nürburgring GmbH: Das Wohl der Streckenposten empfinde nicht nur ich als
deutlich wichtiger als das der Mülltonnen! Bitte nacharbeiten!
So…. jetzt kommen wir doch mal kurz zu den GLP-Teilnehmern. Es war äußerst interessant, genau an diesem Posten zu stehen. Das war für mich und auch für Vera ein glücklicher Zufall. Ich kenne jetzt ihre Probleme bei der Arbeit und sie die Fahrerperspektive an genau dieser Stelle. Was ich da 3 Stunden lang sah und beobachten durfte, lässt mich noch heute fassungslos zurück. Ich denke, dass vier Dutzend Teams recht froh sein dürfen, dass ich keinen direkten Kontakt zur Rennleitung hatte. Aktives Blockieren, spontane Linienwechsel ohne den Rückspiegel zu nutzen oder auch Teams, die einen technischen Defekt vortäuschten waren da Highlights, den Rest erwähne ich gar nicht, hat mich aber genau so wenig begeistert. Die Highlights in der Zusammenfassung:
1.) Einige Teams, die sich aktiv mittig auf der Strecke positionierten, um von da aus nach halb rechts und links zu pendeln, um weitere 8 bis 10 Fahrzeuge hinter sich zu halten, und das bereits vor der Tiergarten-Senke!
2.) Mehrere Teams, die mit eingeschalteter Warnblinkanlage in einer Geschwindigkeit von 10 cm pro Sekunde an uns vorbeikamen, so bis in die Hohenrain fuhren, und Gott sei Dank eine Spontanheilung der Technik an der Linie erfuhren. Diese Teams haben Gelb hervorgerufen, und das genau da, wo alle sich auf ihre Aufgabe konzentrieren müssen. Ich kriege jetzt noch die Vollkrise, wenn ich über sowas nachdenke! Zumal auch schon ein Fahrzeug der Streckensicherung in den besagten Fällen zum etwaigen Rettungseinsatz unterwegs war.
3.) Mehrere Dutzend Teams, die andere überholten, dann merkten, dass Sie zu schnell sind, sich unmittelbar vor andere setzten, abbremsen mussten und somit die anderen völlig aus dem Takt brachten. Unbeschreiblich!
Hierzu Folgendes:
1.) Wir dürfen sehr dankbar sein, dass wir eine Haltezone haben. Diese vermittelt allen Teams und Fahrern die Sicherheit, nicht auf Biegen und Brechen eine Zeit treffen zu müssen, die aufgrund z.B. wechselnder äußeren Bedingungen oder auch anderer Zwischenfällen (z.B. Unfälle und langen Code-60-Phasen) überhaupt nicht mehr zu treffen ist. Die Haltezone ist für die Sicherheit ALLER absolut unabdingbar! Jeder darf sich da ausreichend Puffer einbauen. Es besteht genau aus diesem Grund keine Notwendigkeit, am Tag vor der Veranstaltung aus der Haltezone zu fahren, um dann irgendwie die Restzeit auf Kosten der anderen abhungern zu müssen.
2.) Wer spontan meint, er ist auf der falschen Seite der Strecke, darf auch die Seite wechseln. Im Interesse aller wäre es prima, wenn ihr dabei in den Rückspiegel guckt.
3.) Wer meint, andere Teams aktiv blockieren zu müssen, sei es durch die Wahl der Linie oder durch Vortäuschen irgendwelcher Defekte, hat bei mir das Anrecht verloren, nochmal an so einer Veranstaltung teilnehmen zu dürfen. Das ist an Unsportlichkeit und Egoismus nicht zu überbieten. Und bitte sorgt an dieser Stelle dafür, dass purer Egoismus und Rücksichtslosigkeit, beides Attribute der heutigen Gesellschaft, nicht in die GLP geschleppt werden. Hier gehen wir respektvoll und vor allem rücksichtsvoll miteinander um, was auch Jürgen Seidel im Rahmen der Fahrerbesprechung stets betont. Also handelt auch danach oder bleibt weg!
Wer meint, dass das nur Rookies betrifft, der irrt sich gewaltig. Wir sind seit über einem Jahrzehnt Bestandteil der Serie und wir kennen weitestgehend alle Autos und Besatzungen. Es betrifft genauso viele Top 10- sowie auch Top 20-Teams. Wer wissen möchte, wann man ab wo losfahren kann, kann uns gerne ansprechen. Wir stehen mit Rat und Tat zur Seite.
Noch kurz zu den Fahrzeugen der Streckensicherung:
1.) Vorab vielen Dank für euren Einsatz! Gerade die Streckensicherung ist ebenfalls für die Sicherheit verantwortlich und agiert im Schutze der Teilnehmer.
2.) Dennoch ein Kritikpunkt: Ich empfinde es als befremdlich, wenn Streckensicherungsfahrzeuge, die ja recht oft rausmüssen, zum Teil mit einem dreistelligen Geschwindigkeitsüberschuss im Bereich zwischen Haltezone und Start- und Ziel unterwegs sind, und auch sonst schneller als zahlreiche Teilnehmer sind. Hier bitte noch einmal daran denken, dass wir in der GLP und nicht in der NLS unterwegs sind.
Viele Grüße an alle und bis in zwei Wochen :-)
TRG-Motorsport
René Göbbels und Tina Göbbels
rene-und-tina@web.de