23. Gold-Race Jülich

TRG-Motorsport landet auf Platz 2 in der Kategorie „Sport“


Am 10. August richtete der MSC Huchem-Stammeln bereits die 23. Auflage des Gold-Race Jülich aus. Bereits in den Vorjahren stiegen die Starterzahlen stetig an, bis man in diesem Jahr mit insgesamt 93 Fahrzeugen nah an der maximalen Grenze von 100 Fahrzeugen kratzte. REKORD! In diesem Zusammenhang teilte sich das Teilnehmerfeld in drei Kategorien. So waren neben den Sportlern (9 Teams) 31 Teams in der Kategorie Tourensport und 53 Teams in der Kategorie Touristik am Start. Ein mehr als beachtliches Nennergebnis!

 

 

Wir waren in der Kategorie Sport mittendrin statt nur dabei, wenngleich uns klar war, dass die 23. Auflage des Gold-Race Jülich für uns eine besondere Herausforderung werden würde. Gerade erst von einer der härtesten GLP-Rallyes Deutschlands zurück, bei der es ausschließlich ums Zeitfahren ging, würden wir heute mit knüppelharter Orientierung bombardiert werden. Da treffen zwei Welten aufeinander. Immerhin hatten beide Veranstaltungen etwas gemeinsam: In unseren Kategorien waren wie immer nur Spezialisten am Start. Für uns, die sich als Allrounder bezeichnen, also eine tolle Gelegenheit, sich mit genau dieser Elite zu messen. Nun denn….

 

 

Der Fahrerbrief war einige Tage vor der Veranstaltung im Internet zu finden. Und zumindest aus der Sicht der Sportler gab es da ausschließlich bekannte Aufgabenstellungen:

 

 

1.)   Die Sportler hatten 6 Zeitprüfungen zu absolvieren.

 

2.)  Was die Orientierung anging, so waren natürlich nur doppellinige Wege zu nutzen. Pfeile durften nie komplett, dafür aber teilweise in Gegenrichtung, und nach dem geforderten Befahren nie wieder komplett in Pfeilrichtung befahren werden. Bei Fischgräten galten nur die Wege, die nach den Regeln noch befahren werden durften. Hier fielen Straßen, die am Kartenrand endeten, raus, und auch Straßen, die z.B. durch einen Pfeil in Gegenrichtung gesperrt waren.

 

3.) Es gab keine Zeitwertung. Die Teilnehmer mussten bis 18:00 Uhr auf dem Marktplatz in Jülich eintreffen.

 

 

Was die Zeitprüfungen angeht, so wurden vier der sechs WPs mit Lichtschranken gemessen. Lediglich an den beiden Nullzeitprüfungen kam der altbekannte Handstoppmechanismus zum Tragen, wobei einem hier eine Sekunde Karenz eingeräumt wurde. Passt! Wobei die Zeitprüfungen offensichtlich nicht bei allen so gut ankommen, wie bei uns. Wichtig ist mir in diesem Zusammenhang allerdings die Tatsache, dass Zeitprüfungen bei weitem nicht dazu da sind, bei Punktegleichheit in der Orientierung eine Wertung reinzubekommen. Wenn man von der Kategorie Sport spricht, dann existieren hier zwei Aspekte: Dies wäre zum einen die Orientierung und dies wären zum anderen die Zeitprüfungen. Beides ist gleich sportlich, obwohl das gerade die Orientierungsfahrer oftmals nicht so sehen. Finde ich auch nicht sonderlich dramatisch, denn jeder hat seine Vorlieben. Wer an der Sportlichkeit der Zeitprüfungen allerdings zweifelt, kann gerne mal zur Metz oder Bayerwald fahren, um sich vom Gegenteil überzeugen zu lassen.

 

 

Mit der Startnummer 53 ausgerüstet, ging es für uns dann um 10:09 Uhr in Richtung Hexenturm, der seit Jahren den Start des Gold-Race darstellt. Nach einigen Chinesen erreichten wir schnell die ersten Karten, die es wieder absolut in sich haben sollten. Permanent galt es darauf zu achten, dass wirklich der nächstnähere Aufgabenteil und nicht der optisch nächstnähere angefahren wurde. Dieser Trick war bei Peter in diesem Jahr sehr beliebt und wurde mehrfach verwendet. Dazu kam aber in diesem Jahr auch die Kunst, zwischen neuen und alten Karten zu fahren, wobei naturgemäß die Straßen der alten Karten entweder gar nicht mehr oder nur stückchenhaft vorhanden sind. Der für uns aber kniffligste Teil stellten die Fischgräten dar und die Tatsache, dass wir ab einem gewissen Chinesenzeichen die Fahrtstrecke nicht mehr kreuzen durften. Was die Fischgräten anging, so waren, wenn diese Aufgabe kam, zahlreiche Straßen entweder durch ein „x“ oder durch vorhergehende Aufgabenteile in Form von Pfeilen oder halt auch durch noch zu fahrende Pfeile gesperrt. Darüber hinaus galten die Fischgräten bis zum nächsten einfahrbaren Abzweig, was die Sache nicht einfacher machte.

 

 

Das nicht erlaubte Kreuzen der Fahrtstrecke war eigentlich die Königsdisziplin. Diese Aufgabenstellung innerhalb von einer oder mehreren Karten zu beachten oder von uns aus in einer gesamten Veranstaltung, die nur Karten nutzt, ist ja nicht sonderlich schwer. Hingegen den Fall, dass wir über zahlreiche Chinesenzeichen fahren, dann wieder auf ein paar Karten wechseln, und die Fahrtstrecke dabei insgesamt nicht kreuzen dürfen, hatten wir bis dato noch nie. Ein Blick in die zukünftig zu fahrenden Karten verriet schnell, dass wir in den Karten alles Mögliche zu beachten hätten, allerdings die Fahrtstrecke hier nie kreuzen würden. Das wiederum bedeutete, dass wir irgendwann innerhalb der Chinesen bereits eine Stelle gefahren sind, an der wir später innerhalb der Karte wieder vorbeikommen mussten. Diese zu finden, war unsere Herkulesaufgabe. Wir versuchten, den gesamten Weg und so viele Bilder (z.B. spezielle Häuser, spezielle örtliche Gegebenheiten und natürlich die Fahrstrecke) wie möglich im Kopf zu speichern, um später die entsprechende Stelle zu finden. Und siehe da: Eine Kreuzung kam uns verdächtig bekannt vor. Hier waren wir schon einmal, wenngleich wir vorher von rechts kamen. Also haben wir kurz angehalten, gedreht und sind den Aufgabenteil über einen Bogen angefahren.

 

 

Aufgelockert wurde das Ganze durch die ersten drei Zeitprüfungen. Und da wir zufälligerweise mit dem weißen Gti eine Woche vorher das Ganze mit 177 Lichtschranken bis zum Exzess betrieben haben, machten wir einfach da weiter, wo wir in der letzten Woche aufgehört hatten. Erste WP 0,08 Sekunden Abweichung, zweite WP 0,06 Sekunden Abweichung, dritte WP im Handstoppmechanismus 0,2 Sekunden Abweichung. Auch wenn nach wie vor viele Konkurrenten denken, dass das nur mit Glück möglich ist, so müssen wir das leider verneinen: Es macht die Übung! Ganz speziell und auch für uns neu war eine tolle Idee von Peter in WP 2. Auf den letzten 10 Metern vor dem Ziel durfte eine Mindestgeschwindigkeit von 40 km/h nicht unterschritten werden. Im Nachhinein glauben wir fast, dass wir der Auslöser für diese Idee waren, denn wir fahren die Lichtschranken stets langsam an und dann schnell drüber. Das gelbe Schild stand 150 Meter vor dem Ziel. Schon vorher hatten wir uns als Taktik überlegt, bei 11 Sekunden vom gelben Schild zu starten, um dann mit Vollgas 150 Meter später über die Schranke zu fahren. Im Ziel wurde die Geschwindigkeit auf den letzten 10 Metern ausgewertet. Da sind wir doch glatt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 90 km/h auf den letzten 10 Metern über die Lichtschranke gebügelt und haben unsere Zeit dennoch auf 6 Hundertstel getroffen! Spaß pur!!! Und ja, man kann ein Ziel auch mit hoher Geschwindigkeit treffen, denn das machen wir so auf der Nordschleife am Nürburgring.

 

 

Recht spät erreichten wir die Pause. Eine Zeitwertung gab es dieses Mal nicht. Was uns dennoch über alle Grenzen hinaus verwunderte, war die Tatsache, dass unsere Bordkarte nicht ausreichte und wir mehr Kontrollen notierten als freie Felder vorhanden waren. Sehr merkwürdig. Wir waren uns sicher, dass wir einfach viel zu viele Kontrollen fanden. Naja!

 

 

Die Rückfahrt wurde deutlich kürzer und auch ruhiger sowie auch einfacher. Und dann machten wir doch kurz vor dem Ziel zwei Fehler, indem wir einen Aufgabenteil falsch anfuhren und später mit einer Fischgräte nicht richtig zurechtkamen. Die Idee, es richtig zu lösen, hatten wir. Leider haben wir uns falsch entschieden.

 

 

Gegen 17 Uhr erreichten wir das Ziel. Sichtlich geschafft reichte die Zeit noch, um ein Bierchen zu schlürfen und etwas zu entspannen. Gegen 18:00 Uhr fuhren wir zu unserem Kater nach Hause, wurden aber von einigen Teams, die noch vor Ort waren, mit Infos versorgt.

 

 

Am Ende des Tages belegten wir mit zwei Bordkartenfehlern und einer Gesamtabweichung von 0,465 Strafpunkten aus den Zeitprüfungen einen sensationellen zweiten Gesamtrang bei den Sportlern. Besser war nur der Norbert Walter (ein Fehler in der Bordkarte), zu dem uns dann auch nur 1,45 Punkte fehlten. Fehlerfrei bleiben in der ersten Etappe nur er und wir! Der Hammer! Dennoch haben wir fast eine Sensation hinbekommen, denn über die extrem guten Zeitprüfungen hätten wir fast eine Orientierungskontrolle rausgefahren. Es haben halt nur leider zwei weitere Zeitprüfungen gefehlt :-)! Darüber hinaus haben wir von allen Teams (40 an der Zahl) in der Summe die Zeitprüfungen gewonnen. Das ist zwar keine offizielle Wertung, aber eine Wertung, auf die wir insgeheim im Auto sehr viel Wert legen. Sehr gut!!

 

 

Final können wir folgendes festhalten: Dass wir es wieder auf Gesamtrang 2 in der sportlichen Kategorie schaffen, kommt im Vergleich der anderen, richtig guten Teams, die auf den Orientierungssport spezialisiert sind, einem Ritterschlag gleich. Wie gesagt, bezeichnen wir uns als Allrounder und nicht als Orientierungsspezialisten. Vielleicht sind wir aber passable Orientierungssportler mit Tendenz zu Zeitprüfungen. Unabhängig von den riesigen Erfolgen der letzten 10 Jahre bleiben nur noch zwei Ziele offen: Einmal vor Norbert Walter, dem absoluten Ori-Spezialisten, platziert zu sein und einmal das Gold-Race gewinnen. Das sind die beiden letzten weißen Flecken auf unserer riesigen Landkarte. Vielleicht schaffen wir das ja mal in den nächsten Jahren. Und wenn nicht, dann nicht :-)! Aber Träume muss man haben!

 

 

Zur Fahrt: Ich bin mir nicht sicher, ob es jemals anspruchsvoller war, und ich bin mir auch nicht sicher, ob es noch anspruchsvoller geht, aber: Es war richtig gut und hat richtig Laune gemacht! Es steht zwar zu befürchten, dass die Hemmschwelle der Tourensportler, einmal in Sport zu starten, bei einer derartigen Komplexität weiter wächst, allerdings sprechen wir uns dagegen aus, die Rallye leichter zu machen. Vom Niveau her sind wir vollkommen bei Ricarda, die unlängst erwähnte, dass der sportliche Anspruch mit einer Ori der Klasse B/C vergleichbar war. Aber so macht es uns den meisten Spaß! Vielen Dank an alle Helfer und an die gesamte Orga des MSC Huchem-Stammeln!!!!