14. ADAC Bayerwald-Rallye Classic

TRG-Motorsport erreicht den nächsten Meilenstein in der Teamgeschichte


 

Wir schreiben den 02. und 03. August: An diesem besagten Datum findet die 14. Auflage der ADAC Bayerwald-Rallye Classic unter der Schirmherrschaft von Walter Röhrl statt, eine Veranstaltung, die in Analogie zur „Metz“ vor Jahren eine scharfe Bestzeitrallye war und ebenfalls zur Deutschen Rallye-Meisterschaft zählte. Legendär, knüppelhart und schnell, das waren damals die Attribute, als ein Walter Röhrl sich die Ehre gab, direkt vor seiner Haustüre durch den Wald zu hämmern. Heute gelten „die Bayerwald“ und „die Metz“ als die härtesten Classic-Rallyes Deutschlands. Im Ausschreibungstext findet sich dazu folgende Formulierung:

 

 

„Die Rallye ist keine Oldtimer-Ausfahrt. Sie bietet der Lichtschranken-Elite Sport auf höchstem Niveau. Wer mehr Wert auf Fahrspaß legt, kommt ebenfalls auf seine Kosten. Die Auslegung im Stil der 80er-Rallyes bringt Sie auch hier an ihre Leistungsgrenze.“

 

 

So! 177 Lichtschranken, aufgeteilt in 19 WPs, fast 600 km Strecke, 50er Schnitt. Das sind die Eckdaten der diesjährigen Veranstaltung. Dazu mindestens zwei WPs im Dunkeln!

 

 

Wir bestreiten „die Bayerwald“ in diesem Jahr zum allerersten Mal. Viel hatten wir von der Veranstaltung bereits im Vorfeld gehört, aber leider hinderte uns die Terminüberschneidung mit der GLP auf der Nordschleife stets daran, hier starten zu können. In diesem Jahr sah das anders aus. Zum einen feierte das „R“ von TRG-Motorsport am 03. August den 40. Geburtstag, zum anderen wären wir auch trotz GLP-Lauf in diesem Jahr dahingefahren. Träume muss man einfach verwirklichen.

 

 

Kategorisch wird das Starterfeld in die Wertungsgruppen „Sanduhr“ und „Open“ gegliedert. In der Wertungsgruppe „Sanduhr“ sind zur Erfüllung der Anforderungen lediglich eine Stoppuhr, die nicht runterzählt, und eine Funkuhr sowie ein Wegstreckenzähler erlaubt. In der Wertungsgruppe „Open“ darf alles verwendet werden, was man sich vorstellen kann. In diesem Zusammenhang werden Zeitsysteme auf Tablets gefahren, die alle Sollzeiten der WPs enthalten und den Fahrer zur 0 entweder runterpiepsen oder runterzählen. Eine ganz andere Welt, mit der wir uns nicht auskennen. In Analogie zur Metz waren wir also in der Sanduhr gemeldet. In diesem Zusammenhang starteten 53 Teams in der Wertungsgruppe „Open“ und deren 16 in der Gruppe „Sanduhr“.

 

 

Die Wegbeschreibung erfolgte ausschließlich über Chinesenzeichen, die aber eindeutig und exakt kilometriert waren. Die Lichtschranken wurden von professionellen Zeitnahme-Teams aufgestellt und ausgewertet. Als Zeitsignal galt in diesem Jahr das GPS-Signal statt des DCF77-Signals, was uns am ersten Tag noch zu schaffen machen sollte, aber der Reihe nach:

 

 

Am Freitag standen mit 8 Zeitprüfungen und zwei SK-Prüfungen insgesamt 70 Lichtschranken auf dem Programm, die über eine Strecke von knapp 250 km zurückzulegen waren. Was der Veranstalter mit „Lichtschranken-Elite“ meinte, war schnell klar, denn noch kurz vor dem Start fuhren sich zahlreiche Teams warm und umkurvten fleißig die eigens mitgebrachten Lichtschranken. Ab 14:51 Uhr ging das erste Fahrzeug, pilotiert von den Vorjahressiegern Willy und Christa Eisinger, auf die Reise, um kurz darauf auf dem St. Veitsplatz in Bad Kötzting von Walter Röhrl persönlich auf die Strecke geschickt zu werden. Wahnsinn! Walter Röhrl persönlich! Vieles hat man von ihm gelesen, gesehen und gehört. Ihn aber in natura erleben zu dürfen, ist schon eine wahnsinnige Ehre!

 

 

Um 15:17 Uhr ging es dann auch für uns auf die Strecke. Der Anfang gestaltete sich für uns ein wenig holperig, denn in der GP1 waren zwar nur 6 Lichtschranken zu fahren, unsere Abweichung lag aber in Summe bereits bei 1,127 Sekunden. In GP2 benötigten wir für 8 Lichtschranken 1,110 Sekunden und in GP3 2,366 Sekunden für 14 Lichtschranken. In der Pause nach GP5 wurde uns klar, wo das Problem lag. Wie bereits erwähnt, galt bei der diesjährigen Veranstaltung die GPS-Zeit und nicht die DCF77-Zeit. So ging unsere Funkuhr um ca. 0,3 Sekunden nach. Mit dieser Info im Rücken konnten wir noch einmal zulegen, die Genauigkeit an den Lichtschranken erhöhen und uns sukzessive verbessern. Für sie meisten Teams wurden nach der Pause die GPs 6, 7 und 8 im Dunkeln gefahren. Mit „dunkel“ kann man übrigens auf dunkel meinen, denn es fand sich nirgendwo eine Laterne. Ist ja auch kein Wunder, wenn man über asphaltierte Straßen durch den Wald fährt. Während andere Teams in der Nacht deutlich routinierter sind, taten wir uns mit der Genauigkeit an den Lichtschranken doch schwer. Denn je näher man der Lichtschranke kam, desto weniger war diese im Dunkeln zu erkennen. Darüber hinaus hatten wir zwar mit den Zusatzscheinwerfern und starken Birnen für beste Außensicht gesorgt, dabei aber dummerweise das Innenlicht vergessen. Und da weder die Stoppuhren noch die Funkuhr beleuchtet sind, hatte Tina neben der Stopp- und Funkuhr, dem Bordbuch und unserem Zeitenschrieb, jetzt auch noch das Handy in der Hand, um die Zahlen ablesen zu können. So war es dann auch nicht verwunderlich, dass 8 Sekunden vor einer Lichtschranke das Handy umfiel, Tina die Zeit schätzen musste und wir dennoch nur 0,5 Sekunden neben der Zeit lagen.

 

 

Gegen 23 Uhr waren wir am Freitagabend im Ziel. Die ersten Ergebnisse wurden ins Netz gestellt. Gegen 04 Uhr morgens stand das Zwischenergebnis des ersten Tags fest. Sensationeller Weise führten wir mit 2,9 Sekunden Vorsprung die „Sanduhr“-Wertungsgruppe vor den Favoriten Udo Höpfel/Jürgen Schwenold, Zoltan und Barnabas Horvath sowie Tamas Pasztor/Lajos Boros an. Was für eine gelungene Premiere!

 

 

Um 06:00 Uhr brach Tag 2 doch recht früh an. Die Fahrzeuge wurden ab 08:15 Uhr ins Parc-Fermé geführt. Um kurz nach 9 Uhr starteten wir in die zweite Etappe und konnten die nächsten GPs auf den Positionen 11, 6 und 6 beenden. Auch in den Folge-GPs konnten wir uns meistens in den Top10 aufhalten und fleißig die „Open“-Teams ärgern.

 

 

Die letzte GP (GP19) bildete dann noch einmal ein Highlight. Hier war mitten um den Marktplatz von Bad Kötzting ein Rundkurs in der Stadt ausschließlich für die Rallye-Teilnehmer abgesperrt, der dreimal unter dem Getöse unzähliger Zuschauer umrundet wurde.

 

 

Wirklich ermattet und auch geschafft erreichten wir nach 107 Lichtschranken gegen 17:00 Uhr das Ziel. Im Internet waren bereits die ersten Ergebnisse der verschiedenen GPs verfügbar, und es bahnte sich für uns eine absolute Sensation an. Denn bei nur noch zwei ausstehenden Prüfungen führten wir mit großem Vorsprung die Wertungsgruppe „Sanduhr“ immer noch an!

 

 

Nach dem hervorragenden Abendessen hingen dann um 21:00 Uhr die Ergebnislisten aus, und es sollte für uns bei der Bayerwald-Premiere für den Wertungsgruppensieg in der „Sanduhr“ reichen! Unfassbar, denn hier trifft sich wirklich nur die Lichtschranken-Elite, und die konnten wir in unserer Wertungsgruppe hinter uns halten. Als Lohn für die Leistung erhielten wir riesige Pokale und zwei Siegerkränze. Der Hammer!

 

 

Tja, was bleibt nach so einer Veranstaltung hängen? Unzählige Eindrücke und die Gewissheit, den geilsten 40. Geburtstag gefeiert zu haben, den man sich wünschen kann. Es hat was, wenn 140 Leute das Geburtstagsständchen singen J! Was unsere Leistung angeht, so können wir kaum beschreiben, wie stolz wir darauf sind. Das kann kaum einer einordnen, der noch nie so etwas gefahren ist. Wofgang H. Inhester, Deutscher Rallye-Meister 1980, der via facebook zu den Gratulanten gehörte meinte dazu „Die Sanduhrklasse bei der Bayerwald zu fahren, ist der höchste Schwierigkeitsgrad, den es gibt! Dabei noch einen Schnitt von 12 Hundertstel auf 177 Lichtschranken habe ich bisher für nicht möglich gehalten. Wäre ich Niki Lauda, würde ich das Kapperl ziehen!!! Herzlichen Glückwunsch!!!“. Ich glaube, das sagt alles. Und vielleicht sind wir jetzt nach zwei Wertungsgruppensiegen bei der Sanduhr bei der Metz in Folge und jetzt auch bei der Bayerwald ein stückweit in die Elite gerutscht! Wer weiß….