Ausgerichtet vom Ostbelgien Classic Team, stand am 20. Oktober die 12. Ausgabe der Eupen-Rallye auf dem Programm. Doch das war nicht die einzige Neuerung! Es wurde zum ersten Mal neben den bereits bekannten Kategorien Touristik und Tourensport auch die Kategorie Sport (und daneben auch noch eine Kategorie für Youngtimer) angeboten. Das auch noch bei vollem Haus, denn es hatten 102 Teams genannt, wobei es noch deutlich mehr Teams geworden wären, wenn denn in der Talsperre der entsprechende Platz für alle Teilnehmer vorhanden wäre. So musste das OCT die Teilnehmerzahl bei 102 einfrieren, was allerdings dennoch bemerkenswert ist.
Nach den Vorjahressiegen waren wir wieder mit der Startnummer 1 ausgerüstet, wenngleich es auch dieses Mal in der Kategorie Sport an den Start ging. Die Fahrzeugwahl war auch klar. Für den Fall, dass wir in Sport nennen, fahren wir für gewöhnlich nicht mit dem Diesel, sondern mit dem weißen Gti, um dann doch das eine oder andere Mal die Möglichkeit zu haben, verlorene Zeit wieder aufzuholen, falls das denn nötig ist. Eine Wahl, die wir noch schwer bereuen sollten (zumindest aus Fahrersicht).
Wie gewohnt, fand der Start an der Wesertalsperre in Eupen statt. Frühstück gab es ab 07:15 Uhr. Die Fahrerbesprechung fand um 08:45 Uhr statt. Der Fahrerbrief war ähnlich lang wie die Schuldenliste von Donald bei Dagobert. Die Aufgabenstellungen waren typisch belgisch, gepaart mit einem Entgegenfahrverbot, einem Kreuzungsverbot und einem Wendeverbot. Darüber hinaus wurde erläutert, wie komplexe Chinesenzeichen zu fahren sind und wie man sich bei zu fahrenden Schleifen zu verhalten hat. Soweit nichts Wildes (sollte man meinen)… gut… um 09:15 Uhr ging es für uns dann los.
Der Start mündete in einen Slalom auf Sollzeit. Klappte irgendwie nicht. Zuerst kam ich fast nicht um die letzte Gasse, dann kaum um die erste Pylone, und da wir völlig schräg in die Lichtschranke fuhren, was wir sonst auch nie müssen, war das Treffen der Sollzeit ein Ratespiel mit Rosenthal. Aber gut, kann auch uns mal passieren, wenn es denn nicht den ganzen Tag so geblieben wäre!
Über die ersten Chinesenzeichen wurden wir in die ersten Karten geführt, und nach bereits 15 gefahrenen Kilometern und maximal 20 gefahrenen Minuten hatte ich bereits den Kaffee auf. Wir humpelten mit dem weißen Gti von Loch zu Loch, konnten nicht schneller als 30 km/h fahren und versuchten irgendwie das Auto heil zu lassen. Ich war mehr damit beschäftigt, die Löcher zu sehen, als auf irgendwelche Kontrollen zu achten. Wären es nicht die Jungs aus Eupen gewesen, die wir sehr schätzen, so wäre ich schon auf dem Weg nach Hause gewesen. Dann doch heil in Karte 1 angekommen, interpretierten wir den Fahrerbrief komplett anders als alle anderen. Zu fahren waren einige Schleifen über eine Karte. Wir hatten verstanden, dass man zuerst die große Hauptschleife fahren muss und anschließend die kleinen abarbeiten muss. Stand auch so (aus unserer Sicht) im Fahrerbrief. War allerdings nicht so gemeint, was wiederum dazu führte, dass wir bereits in Karte 1 mindestens eine Kontrolle zu viel hatten und in Karte 3 dero 9. Weiter ging es dann in eine Fischgräte, in der wir uns locker 40 Minuten aufhielten, obwohl diese alles andere als kompliziert war. Aber es stellte sich die Grundsatzfrage, ob das Einbahnstraßensystem auch für die Fischgräte galt, denn es war ausdrücklich angegeben, dass das Einbahnstraßensystem nur in Karten galt (haben zumindest wir so verstanden). Wir haben uns irgendwann dafür entschlossen, dass das Einbahnstraßensystem gelten muss, da ansonsten die Fischgräte nicht aufgeht. Gut… jetzt humpelten wir dann schon zum vierten Mal durch die gleichen Schlaglöcher! Ein Traum in Tüten!
Während dann die Bordkarte voller und voller wurde (es waren belgische OE- und OA-Schilder, Vorfahrt achten- und Stoppschilder, Baumaffen und Stempel zu berücksichtigen), sank meine Laune ins unendliche Minus. Was die Aufgabenstellung anging, so konnte der Veranstalter nichts dafür, die Aufgaben waren auch in Ordnung, aber der Straßenzustand machte mich wahnsinnig.
Zur Mittagspause bereits mit Rückenschmerzen aus dem Auto gekämpft, ging es dann von Spa aus zurück zur Wesertalsperre. Natürlich nicht, ohne noch ein paar interessante Dinge falsch zu machen. Erstens hingen während der Fahrt Orientierungskontrollen an Ortseingangsschildern. Natürlich stellt sich der kritische Beobachter die Frage, welches Zeichen man denn nun als erstes in die Bordkarte einträgt. Wir entschlossen uns für die OK, dann für das Schild….Möp!...falsch!... Im Ziel erläuterte man uns, dass die Kontrollen von oben nach unten eingetragen werden und somit das OE-Schild vor der OK. Hätte man vielleicht auch mal in den Fahrerbrief schreiben können. Zahlreichen Teams, die bereits das eine oder andere Mal in Belgien gestartet waren, war das vollkommen klar. Uns nicht! Nun denn, macht dann noch einmal zwei Fehler mehr. Da passt es dann auch absolut ins Bild, dass wir zum ersten Mal seit 10 Jahren zwei Kontrollen nicht aus dem Vorschrieb übertrugen, einfach so an zwei Schildern vorbeifuhren und auch sonst nichts zusammenlief. Ach ja, nebenbei ging durch das Gerüttel jetzt auch noch der Wegstreckenzähler kaputt!
In einer Karte war dann laut Aufgabenstellung links ein Ort zu passieren, von oben ein Buchstabe eines Ortes anzufahren, von unten ein Buchstabe eines anderen Ortes und ein paar Pünktchen. Kennen wir bereits von der Limburgia. Dass es dann den Ort einmal mit Doppelnamen und einmal separat gibt, haben wir nicht gesehen. Dann waren die Aufgabenstellungen verdreht. Aber auch hier war dann die Frage, wie man es denn gerne hätte. Um mal einen Schlussstrich drunter zu ziehen: Zum ersten Mal seit langem waren wir entweder nicht in der Lage, den Fahrerbrief richtig zu interpretieren oder die Aufgabenstellung zu verstehen.
Im Ziel angekommen, waren wir dann auch recht schnell in Richtung Kater unterwegs. Welche Platzierung wir „erfahren“ haben, wissen wir nicht, allerdings war die Aufgabenstellung mal etwas Anderes, auch abwechslungsreich und mit Sicherheit gut gemacht. Allerdings muss man sich schon ein Stückweit auf die neuen Gegebenheiten einstellen, was uns an dem besagten Tag einfach nicht gelingen wollte. Dennoch war die Veranstaltung sehr gut!
Aber es gibt auch Kritik: Haben wir in den letzten beiden Jahren die Qualität der ausgesuchten Straßen außerordentlich gelobt, ging das in diesem Jahr in die völlig andere Richtung. Mehr als 30 km/h konnten wir in der Regel kaum fahren, dazu Loch an Loch und sogar in beiden Löchern, man glaubt es kaum, noch ein Loch. Das muss nicht sein. Der weiße Gti wird Eupen nicht mehr sehen, oder Eupen wird den weißen Gti nicht mehr sehen (wie auch immer). Wir haben das Auto nicht mit viel Liebe und Mühe aufgebaut, um es bei einer Oldtimer-Veranstaltung mutwillig zu zerstören. Als Bilanz bleiben ein defekter Wegstreckenzähler, knarrende Antriebswellen und merkwürdige Fahrwerksgeräusche zurück, die wir vorher nicht hatten, und das, obwohl das Fahrzeug bereits 12.000 km Nordschleife beim Ritt auf der Rasierklinge defektfrei überstanden hat.
Fazit des Fazits: Es gibt solche Tage, da passt einfach nichts und man ist entsprechend froh, wenn die dann auch rum sind. So eine Seuche (unsererseits) erleben wir alle 50 Veranstaltungen einmal. Gott sei Dank ist der Schnitt also ganz gut :-)!
TRG-Motorsport
René Göbbels und Tina Göbbels
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