Nach der Jubiläumsveranstaltung im letzten Jahr stand am 21. Oktober die 11. Ausgabe der Eupen-Rallye auf dem Programm. Und wie auch in den Vorjahren war die Eupen-Rallye ausgebucht. 41 Tourensporter und ziemlich genau so viele Touristen nahmen die 11. Ausgabe in Angriff und sollten sich über fast 240 km an zurückzulegender Strecke freuen. Lucien Letocart, Marc Kistemann und Frank Frankenberg zeigten sich für die Durchführung der Rallye verantwortlich und hatten schon im Rahmen der Fahrerbesprechung zu verkünden, dass die Strecke in diesem Jahr über malerische Sträßchen und abgelegene Wege führen würde. Und jetzt das Beste: Die Teilnehmer werden keine Ampel finden! Wahnsinn!!! 240 Wertungskilometer und dabei nicht eine Ampel? Das grenzt an Hexerei! Und es sollte auch genauso sein!
Der Fahrerbrief wurde schon einige Tage vorher per Email versendet, sodass sich alle Teams vorbereiten konnten. Es wurde recht schnell deutlich, dass es in diesem Jahr wieder einiges in den Bordkarten zu notieren geben wird. Denn für den Nachweis der richtigen Fahrtstrecke waren alle Arten der belgischen, weißen Ortseingangs- sowie auch Ortsausgangsschilder zu notieren, dazu alle Vorfahrt Achten- und auch Stop-Schilder sowie „Baumaffen“. Stempelkontrollen gab es natürlich auch. Gott sei Dank hatte jede Bordkarte zwei Seiten. Lucien hatte sich darüber hinaus in ausreichendem Maße an den „belgischen Spezialitäten“ des Orientierungssports bedient. So war eine blinde Linie zu meistern, Kartenausschnitte mit durchgehender Linie zu befahren oder auch Kartenausschnitte mit einzelnen Pünktchen in einer gewissen Reihenfolge zu lösen. Darüber hinaus gab es komplexe Chinesenzeichen und eine Fischgräte. Im Allgemeinen galt innerhalb der Karten sowie auch der komplexen Chinesen Kreuzungs-, Entgegenfahr- und Wendeverbot. Last but not least wurden „Mauern“ definiert, die Straßen deklarieren, die von den Teilnehmern nicht befahren werden dürfen (z.B. Sackgassen, Parkplatzschilder, Sperrschilder etc), die auch nicht im Bordbuch aufgeführt waren. Dies war vor allem für die Lösung der Fischgräte von Interesse. Zusammenfassend war bereits im Vorfeld der 11. Eupen-Rallye klar, in welche Richtung es gehen wird: Es wird kompliziert!
Eine Starterliste veröffentlicht der RAMC Eupen eigentlich nie, aber als wir morgens an der Wesertalsperre ankamen, durften wir nur Top-Teams begrüßen. Jetzt wurde klar, dass es noch schwerer werden wird.
Nach dem Gesamtsieg des Vorjahres wurden wir mit der Startnummer 1 an die Spitze des Feldes gesetzt. Es war für uns eine große Ehre, die Rallye zu eröffnen, gleichzeitig kribbelt es dann doch ein wenig, wenn man mit der Startnummer 1 unterwegs ist (weil: Es ist halt die Startnummer 1). Wie im Vorjahr waren wir mit dem weißen Gti unterwegs, da das silberne Gölfchen an einer defekten Wasserpumpe leidet. Und da man heutzutage so etwas nicht direkt im gut sortierten Kiosk an der Ecke findet, muss man leider auch schon einmal zwei Wochen in die Reparatur investieren.
So starteten wir um 09:25 Uhr in die Rallye und um 09:30 Uhr direkt in die GLP, deren Weg nach Karte gefahren wurde. Die ging recht flüssig von der Hand und recht schnell näherten wir uns den ersten Chinesen sowie auch weiteren Karten. Eigentlich lief alles recht flüssig, bis wir an der Fischgräte ankamen und 20 Minuten auf der Suche nach der Lösung im Kreis fuhren. Am Ende des Tage hatten wir doch wahrhaftig ein richtungsweisendes Verkehrsschild übersehen, was uns die Lösung der Fischgräte erschwerte. Beim achten Mal haben wir es dann wahrgenommen und wir fuhren weiter, hatten bis dato allerdings einiges an Zeit verloren. Da wir ja aber (Gott sei Dank) mit dem weißen Gti unterwegs waren, ließen wir es fliegen und fuhren uns in die karenzfreie Zeit zurück.
Nach einer kurzen Mittagspause ging es für uns als ersten Teilnehmer wieder weiter. Nach zahlreichen Karten kam dann die blinde Linie, die, so haben wir es zumindest wahrgenommen, zahlreichen Teams doch unbekannt war. Dass deren Lösung wirklich schwer ist, wenn man das noch nie gemacht hat, wissen wir aus eigener Erfahrung. Damals bei der Limburgia trafen wir zum ersten Mal auf diese Aufgabenstellung. Allerdings war die blinde Linie (maßstabsdefinierter schwarzer Strich auf weißem Papier, ohne Karte) zu jener Zeit 50 km lang. Darüber hinaus lag der Schnitt bei 50 km/h und es war stockdunkel. Eigentlich der Horror in Person, aber wir lösten die blinde Linie damals und hatten damit auch bei der Eupen Rallye keine Probleme, obwohl Lucien gefühlt alle 200 Meter Abzweige einbaute, welche die Teams u.a. auf Parkplätze führte. Es gab also unglaublich viele Möglichkeiten, etwas falsch zu machen. Auch die Karten, und damit speziell die letzte, waren gespickt mit Fallen. Mal war ein Dreieck auszufahren, mal war eine ganz kleine Schleife eingedruckt, die es ebenfalls zu fahren galt.
Einmal im Ziel angekommen, kristallisierte sich langsam heraus, dass wir wohl nur einen Fehler gemacht hatten. Der bestand darin, dass wir bei 2,8 km bereits an einem Kreisverkehr waren, den wir aber erst bei 3,06 km hätten erreichen sollen. Um also den Chinesen richtig zu fahren, hätten wir eine Runde um den Kreisverkehr nehmen müssen, wo auch eine Kontrolle stand, die wir nicht hatten. Lucien meinte im Ziel, dass das im letzten Jahr nur zwei Teams richtiggemacht haben. Eines davon sollen wir gewesen sein. Das glaube ich bis heute nicht :-). In Belgien gibt es für derartige Aufgaben auch einen Namen (leider habe ich diesen aber vergessen).
Im Verlaufe des Abends näherten wir uns nach einem tollen Abendessen recht schnell der Siegerehrung. Wir durften uns über den Klassensieg der Klasse 4 (Tourensport) freuen, und wie im letzten Jahr darüber hinaus über den GESAMTSIEG!!!! Echt irre! Und das mal wieder bei diesem hochqualitativen Teilnehmerfeld!
Doch das war noch nicht alles: Nach einer langen Saison dürfen wir uns nach 2011, 2012 und 2015 zum insgesamt vierten Mal die Krone des Euregio-Classic-Cups des Jahres 2018 aufsetzen. Eine große Ehre für uns und ein toller Erfolg, den wir in Eupen feiern durften!
Hochzufrieden fuhren alle Teilnehmer nach Hause. Wir können den Organisatoren rund um Marc, Lucien und Frank nur zu der tollen Veranstaltung gratulieren. Es hat einfach alles gepasst! Die Straßen waren herrlich, das Wetter hat sich von der besten Seite präsentiert und die Aufgaben haben sehr viel Spaß gemacht. Die Mischung von allem war Weltklasse. Vielen lieben Dank dafür!
…und was bleibt nach einer langen Saison hängen?
Vor allem Dankbarkeit! Und diese zielgerichtet an alle Veranstalter und die unzähligen freiwilligen Helfer, die dafür Sorge tragen, dass die Teilnehmer am Wochenende etwas zu fahren haben und ihrem Hobby nachgehen dürfen, und das trotz der vielen Unwägbarkeiten, wie z.B. Behördengenehmigungen, Teilnehmeranzahl, Terminüberschneidungen etc. Von der Arbeit, die so eine Veranstaltung mit sich bringt, ganz zu schweigen!
Unser Dank gilt aber auch den Konkurrenten. Hier im Speziellen Bernhard Stein, der ebenfalls ein unglaublich erfolgreiches Jahr mit zahlreichen Gesamtsiegen und unzähligen Klassensiegen hinter sich gebracht hat. Das ist auch an der ECC-Wertungstabelle zu erkennen, denn sowohl Bernhard also auch wir können 5 Ergebnisse über 11 Punkte aufweisen. Ein Zeichen dafür, wie eng es war und dafür, dass er es ebenfalls verdient hätte, den ECC-Titel aus dem Vorjahr zu verteidigen. Daher von unserer Seite vielen Dank für den tollen Kampf in diesem Jahr, der stets fair und sportlich abgelaufen ist und uns sehr viel Spaß gemacht hat.
Vielleicht sehen wir uns beim ECC der Ausgabe 2019, mal sehen!
TRG-Motorsport
René Göbbels und Tina Göbbels
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