19. Ori "Tor zum Bergischen LanD"

Der "etwas andere Bericht" aus der "wir"-Perspektive


Am 08. Mai richtete die Renngemeinschaft Bergisch Gladbach die 19. Auflage der ADAC/RGB Oldtimerfahrt quer durchs Bergische Land aus. 91 Fahrzeuge hatten im Vorfeld gemeldet. Das Wetter konnte sich absolut sehen lassen und eine Tour durchs „Bergische“ ist aufgrund der tollen Straßen stets eine gute Wahl. Dass diese Eckpunkte die einzigen positiven Aspekte der Tour waren, schildern wir im Folgenden. Es sei darauf hingewiesen, dass wir mit dem Bericht sicherlich nicht die Meinung des ganzen Starterfelds vertreten sondern ausschließlich unsere Eindrücke schildern!

 

 

Bereits im Vorfeld machte sich Verwunderung oder auch Verwirrung breit. Seitens des Veranstalters herrschte bei der Kategorisierung der eigenen Fahrt wenig Klarheit. Wir fassen kurz zusammen, welche Infos wir (in Klammern wann) erhalten haben:

 

 

1.)   ….„es handelt sich um eine tourensportliche Veranstaltung“… (Ausschreibung)

 

2.)   Orientierungsfahrt (Nennbestätigung)

 

3.)   Wertung zum ADAC Touristik-Pokal (Fahrerbrief)

 

 

Zumindest alle Teams, die den derartigen Sport als ihr Hobby betrachten und öfter als ein- oder zweimal pro Jahr an einer Veranstaltung teilnehmen, wussten spätestens jetzt nicht mehr, was eigentlich auf Sie zukommen sollte. Was liegt schließlich weiter auseinander als die Kategorien Touristik und Orientierungsfahrt. Schnell machte sich die Befürchtung breit, dass es der Veranstalter selbst nicht weiß. Als dann in der Fahrerbesprechung erneut die Begriffe Tourensport, Touristik und Orientierungsfahrt in einem Satz genannt wurden, war zumindest uns klar, dass sich die Befürchtung bewahrheitet. Doch das sollte leider nicht alles sein, was der Veranstalter selbst nicht weiß.

 

Mittlerweile stellen zahlreiche Veranstalter den Fahrerbrief vor der Veranstaltung ins Netz. Das entzerrt morgens die Leserei und entspannt Teams und Veranstalter. Hätte das die Renngemeinschaft Bergisch Gladbach e.V. ebenfalls getan, wären Tina und ich zu Hause geblieben und hätten den Tag auf der Terrasse verbracht. Wir zitieren:

 

 

1.)   Die vom Veranstalter gewünschte Fahrtstrecke ist auf der Karte durch ROTE Skizzen eingezeichnet

 

2.)   Die Skizzen sind komplett und in numerischer Reihenfolge zu befahren

 

3.)   Zwischen den Skizzen ist die KÜRZESTE Verbindung zum nächsten erreichbaren Skizzenanfang zu fahren

 

4.)   Das Wenden auf der Idealstrecke ist verboten

 

5.)   Kontrollen und Aufgaben sind auf der Bordkarte zu notieren

 

 

Darüber hinaus:

 

 

A)  Eine Zeitprüfung, die „1100m lang ist… und von den Teilnehmern innerhalb von 120 Sekunden bewältigt werden sollte“ (je Sekunde 1 Strafpunkt)

 

B)   Eine Schätzaufgabe (je Falschnennung 0,5 Strafpunkte, max. 10 Strafpunkte)

 

 

Spätestens, wenn Tina und ich etwas von einer Schätzaufgabe gelesen hätten, wären wir erst gar nicht angetreten. Was die Zeitprüfung angeht ist „innerhalb“ wohl kaum die richtige Bezeichnung für das, was eigentlich zu tun ist. Darüber hinaus verrät der Fahrerbrief eigentlich nichts!

 

 

Nun noch einmal zum Thema, was der Veranstalter selbst nicht weiß: Nach ca. 15 km Fahrtstrecke taucht der erste entscheidende Knackpunkt auf. Zwei Wege waren auf dem Weg zu einem Pfeil absolut gleichlang (zumindest optisch nach Karte). In einem Weg stand ein Ortseingangsschild, auf dem anderen Weg nichts!

 

 

Wir zitieren den Veranstalter nach der Siegerehrung: „Es ist absolut klar ersichtlich, dass der Weg durch den Ort kürzer ist. Ich wohne da! Außerdem habe ich drei erfahrene Teams befragt, die mir das bestätigt haben!“

 

 

Nun unsere Sicht der Dinge:

 

 

1.)   5 Minuten haben wir geparkt und mit allen Mitteln versucht herauszufinden, was denn nun kürzer ist. Auch das Maßstablineal brachte keine Lösung, denn beide Wege waren 0,53 km lang. Insgesamt fünfmal sind wir jede Strecke abgefahren (um diese dann genauer mit dem Tripmaster zu vermessen (wäre bei einer Ori eigentlich gar nicht erforderlich, da der kürzere Weg laut Karte maßgebend ist)). Mit dem Ergebnis, dass der Weg durch den Ort 10 m (10 METER!!) länger war als der andere. Nach 20 Minuten Kurverei waren wir uns also einig, dass wir das Ortseingangsschild nicht brauchen.

 

2.)   Bei einer Abweichung von 10 Metern in einer Karte mit dem Maßstab 1:50.000 davon zu sprechen, dass „klar ersichtlich ist“, welcher Weg kürzer ist halten wir für „vermessen“.

 

3.)   „Ich wohne da!“ ist zwar ein toller Hinweis, für die Lösung des Problems aber absolut unerheblich.

 

4.) Auf der Idealbordkarte, nach der ausgewertet wird, taucht zufälligerweise genau dieses Ortseingangsschild nicht auf! Merkwürdig, da genau diese Idealbordkarte die Grundlage der Auswertung bildet.

 

5.)   Der Veranstalter sollte schon wissen, welche Lösung er gerne hätte. Natürlich kann er dazu auch gerne erfahrene Teams fragen. Sich dabei dann aber auf die Aussage von 3 Teams und damit 3% aller gestarteten Teams zu verlassen, finden wir äußerst fragwürdig! Zumal die Lösung falsch ist!

 

Kommen wir zu Knackpunkt zwei. Auf einem Parkplatz waren zwei Pfeile zu fahren. Der kürzeste Weg wäre gewesen, gegen die Pfeile wieder rauszufahren. Das war uns schon ziemlich deutlich klar. Wenn man allerdings die gesamte Fahrt sieht, hatten wir nicht den Eindruck, dass man das von uns will. Wir haben uns also bewusst dagegen entschieden. Auch das war falsch. Die Begründung lautete, dass es nirgendwo stand, dass man nicht gegen Pfeile fahren darf. Stimmt! In dem Fahrerbrief stand dies nicht! Allerdings stand da auch sonst nichts. Z.B., dass wir zwischen den Aufgabenteilen die kürzeste Verbindung hätten fahren müssen (was einfach so gefordert war, ohne es hinzuschreiben) oder welche Art von Straßen wir hätten nehmen dürfen. Dann ist es natürlich völlig klar, dass man auf einmal gegen Pfeile fahren darf.

 

 

Man sollte die Kritik an dieser Stelle nicht falsch verstehen, aber nicht immer ist weniger mehr. Ein Satz zu beiden Geschichten und die Sache wäre jedem glasklar gewesen. Von Raten und Schätzen halten wir nicht viel!

 

 

Apropos „Raten“: Bei der Ausfahrt aus der Mittagspause lacht uns ein Glas voll mit Muttern an. Die Aufgabe war klar: „Wie viele Muttern befinden sich in dem Glas?“. Schließlich war Muttertag und auch die Muttern wollten neben den Müttern gehuldigt werden. Wohlgemerkt gab es je Mutter Abweichung 0,5 Strafpunkte! Als wir das gelesen haben, wollten wir eigentlich den Weg über die Autobahn nach Hause nehmen. Aber was man anfängt, bringt man bekanntlich zu Ende.

 

Wir können resümieren: 22 Strafpunkte haben wir gesammelt. 10 davon sind einfach falsch (siehe Ortseingangsschild) und 10 kommen aus einer Schätzaufgabe. Das lassen wir jetzt erst einmal so stehen. Der Veranstalter hat uns versichert, die 10 Strafpunkte für das Ortseingangsschild streichen zu wollen. Wir bezweifeln das, weil dann das gesamte Ergebnis und auch das der Siegerehrung wahrscheinlich ganz anders aussieht. Bleibt noch die Frage zu klären, welche Kategorie denn die Fahrt wohl nun hatte. Zur Wahl stehen eine touristische Ausfahrt, eine tourensportliche Veranstaltung und eine Orientierungsfahrt. Auch hierzu unsere Meinung:

 

 

1.)   Orientierungsfahrt? Quatsch! Wir haben davon jetzt auch so einige auf dem Buckel, allerdings kennen wir bis jetzt keine Orientierungsfahrt, bei der man 10 km auf einer Bundesstraße bleibt, ohne rechts und links abbiegen zu müssen. Da hätte es auch ein Chinesenzeichen getan. Das war nicht nur einmal so, also: Für eine Orientierungsfahrt viel zu einfach, weil keine Möglichkeit gegeben war, sich zu verfahren.

 

 

2.)   Tourensportliche Veranstaltung? Nö! Denn wenn man sich als Veranstalter die Mühe machen würde, die Richtlinien des ADAC-Nordrhein zu studieren, dann wird man schnell feststellen, dass Schätzaufgaben, die so eklatant in das Gesamtergebnis einfließen, bei tourensportlichen Veranstaltungen untersagt sind.

 

 

3.)   Touristisch? Leider nein! Denn laut denselben Bestimmungen ist es untersagt, Touristen nach Karte fahren zu lassen und darüber hinaus eine Zeitprüfung in die Wertung zu nehmen.

 

 

Abschließend kann man festhalten, dass der Versuch des Veranstalters, die „eierlegende Wollmilchsau“ in Form einer touristischen Orientierungsfahrt mit tourensportlichem Charakter zu kreieren, kläglich gescheitert ist. Dass man mit dem Veranstaltungsformat auch noch für etliche ADAC-Meisterschaften gewertet wird, können wir nicht nachvollziehen. Für uns fällt somit eine Fahrt im nächsten Jahr aus dem Kalender.

 

Wir würden uns allerdings wundern, wenn das Wegbleiben einiger wenigen Teams den Veranstaltern sauer aufstoßen würde. 80% aller Teams kommen (zumindest laut der Info auf dem Nummernschild) aus der direkten Umgebung. Die Kritik wird der Veranstalter wohl verkraften können.